Funk-Amateur-Club Basel

von Matthias, HB9TPN
 
Schaut man sich die einschlägigen lokalen Händlerseiten sowie die Homepage von Elecraft an, dann empfehlen diese immer dasselbe Schaltnetzteil von der Firma PowerWerx für den Betrieb der K3 oder der KX2/3 Gerätelinie.
Aber offensichtlich gibt es Schwierigkeiten mit diesem Schaltnetzteil. Immer wieder hört und liest man von OMs, welche beim Verwenden dieses Netzteils massive Störungen über das ganze Frequenzspektrum haben, die sich ganz klar dem Netzteil zuweisen lassen. Doch wie kann das sein?
Besucht man die Homepage des Netzgeräte Herstellers, findet sich dort eine ganze Liste von vermeintlich bestandenen Prüfnormen, welche den Käufer in Bezug auf HF-Festigkeit beruhigen sollen. Schaut man sich die Normen genauer an, wird einem schnell klar, dass diese Normen für den Verwendungszweck mit einem hochempfindlichen HF-Empfänger höchst wahrscheinlich nicht genügen. Es wird nach Normen geprüft, welche Standards von Emissionen u.a. für Haushaltgeräte (z.B. Bohrmaschinen, Kühlschränke, Lampen mit Dimmern, PCs, Drucker, Batteriegeräte, etc. etc.), festlegen.
 
Als Beispiel soll die Verwendung des o.g. Netzteils mit einem KX3 genommen werden. Der KX3 hat einen Noise Floor von -123dBm (ohne Pre-Amp). Einfach ausgedrückt kann man sagen, dass der Noise Floor die Einheit ist, ab welchem man noch ein HF-Signal hören kann. Der gewiefte Funkamateur berechnet, dass diese -123dBm einem Spannungspegel von ca. 160nV entsprechen (mit Antennenimpedanz 50 Ohm). Wirft man dann einen Blick in die angegebenen Normen, ist die obere Limite für eine abgestrahlte Feldstärke in 3m Entfernung immer noch mit 316uV angegeben! Wird jetzt der Transceiver nahe dem Netzteil platziert, ist die abgestrahlte HF (radiated emission) des Netzteils sicher nicht der Empfindlichkeit des Empfängers förderlich. Im schlimmsten Fall, wird der empfindliche KX3 Empfänger mit dem HF-Müll des Netzteils verstopft. Noch blöder ist es, wenn der HF-Müll des Netzteils direkt über die Versorgungsleitungen in den KX3 gelangen (conducted emission). Spätestens dann ist es Zeit für ein anderes Netzteil, oder man verwendet sein Netzteil als HF-Generator für Testzwecke. 
 
Was macht jetzt ein Netzteilentwickler, welcher ein HF-festes Design entwickeln möchte? Er verwendet hochwertige Filterkomponenten zum Abblocken von Störungen. Idealerweise werden auch sogenannte 2nd Sourcen von Elektronikkomponenten getestet. Der Entwickler verwendet ein hochwertiges und HF-dichtes Gehäuse, ohne grösseren Öffnungen für Lüfter-, Sicherungs- und Schalterschlitze. Er entwirft sein Netzteil so, dass die Komponentenauslastung nur gerade 2/3 der max. Leistung erfolgt. Damit nimmt er aber auch in Kauf, dass er unter Umständen teurere Komponenten und mehr Platz für sein Design benötigt und nicht mehr ganz so kompakt bauen kann. All diese Massnahmen sind nicht gratis zu haben und wirken sich schliesslich auf den Kaufpreis bzw. auf den Gewinn für den Netzteillieferanten aus.
 
Aber wieso funktioniert jetzt dasselbe Netzteil beim OM 1 und beim OM2 nicht? Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen kommt es auf das Alterungsverhalten der elektronischen Komponenten und Lötstellen an. Durch den Transport können kleinste mechanische Beschädigungen an Lötstellen ("kalte" Lötstellen) bereits ein Problem verursachen. Dann ist auch nicht klar, wie das Netzteil gelagert wurde. Umwelteinflüsse wie Temperatur und Feuchtigkeit lassen Elektronik schneller altern. Dann gibt es in der Produktion unterschiedliche Elektronik Komponenten Hersteller (sogenannte 2nd Sourcen), welche nicht immer die gleiche Qualität liefern, was gerade bei Filterkomponenten zu Problemen führen kann. Aber das Hauptproblem liegt wahrscheinlich darin, dass mit minimalstem Entwicklungs-, Produktions- und Materialaufwand maximaler Gewinn erzielt werden soll. Qualität bleibt da auf der Strecke. 
 
 
 
PS 1  PS 2 
 Bild 1 [ Quelle : Elecraft.com ]   Bild 2 [ Quelle : Elecraft.com ]
 
 
Link zu unzufriedenen Kunden mit dem o.g. Problem: 
 
Link zu Sheerwood Receiver Test Data: