Funk-Amateur-Club Basel

© Matthias, HB9TPN


Jahrelang machte ich QRO Betrieb, das heisst, mit maximal erlaubter Sendeleistung. Das sind in der Schweiz immerhin satte 1000W PEP auf fast allen Kurzwellenfrequenzen.
Zugegeben: QRO macht auch Spass, vor allem in Contests, wenn man plötzlich ein Pile-up erzeugt und der QSO-Zähler auf 4 QSOs/Minute hochschnellt. Da ist dann die Übung und Erfahrung in Pile-ups gefragt und man sollte die Logging Software und das Equipment gut beherrschen. 

Vor ein paar Jahren habe ich SOTA (Summit on the Air) für mich als neue «Sportart» entdeckt. Immer wieder zieht es mich mit dem SOTA Equipment in die Berge. QRO ist da weniger gefragt, bzw. das QRO Equipment ist auf 3000m.ü.M. oder höher nicht sonderlich geeignet und so habe ich notgedrungen auf QRP umgestellt. Mein KX3 bringt auch nicht mehr als 12W und die Antenne ist meistens eine EFHW Antenne für das 40m und 20m Band.
Dabei kam mir die Idee, von zu Hause aus QRP Betrieb zu machen. Angestachelt von einem FACB Vorstandsmitglied versuchte ich mein Glück als QRP Station im CQWW CW Contest (Single Band, 40m). Ich rüstete meine Antenne auf eine 40m full size Delta Loop um, verband meinen KX3 mit der Logging Software N1MM und übte noch ein bisschen CW. Und tatsächlich, am Ende des Contests standen fast 250 QSOs in mein Log und ich schaffte es auf Anhieb unter die weltweit 10 Besten!

Da war es geschehen. Die Contests der letzten Jahre machte ich praktisch alle mit QRP. Und nicht nur die Contests machte ich in QRP. FT8 und CW gehen wunderbar mit 10W oder noch weniger. SSB ist jeweils eine grössere Herausforderung, da in SSB das S/N Verhältnis bekanntlich 10dB und mehr sein muss, um ein vernünftiges QSO zu fahren. In CW sind es -15dB und in FT8 sogar nur -21dB. Zudem gibt es ein paar Randbedingungen zu beachten, um mit QRP erfolgreich zu sein.

1. Geduld
Wer QRP macht, benötigt sicher mehr Geduld. Muss eine Station mehrmals gerufen werden, sollte man sich die Zeit nehmen, die Station später nochmals anzurufen. Da Pile-ups vielfach in Wellenbewegungen kommen, findet sich sicher eine «Flaute», die man als QRP Station nutzen kann, um die andere Station nochmals zu rufen.

2. Antenne verbessern
Es gibt an Antennen immer etwas zu verbessern, vor allem wenn sie «home made» sind. In QRP zählt jedes dB.

3. CW Tempo anpassen
Bei sehr schwachen CW-Signalen macht es keinen Sinn, sein CW Können zu demonstrieren und der Gegenstation mit 40WpM zu antworten. Durch das Verlangsamen des CW Tempos verbessert sich auch das S/N Verhältnis und damit die Lesbarkeit.

4. Search and Pounce
In Contests ist man mit dem S&P Betrieb besser bedient, als im Run Modus. Wenn man in QRP als Run-Station CQ ruft und man alle zwei Minuten eine Station loggt, hat man im S&P Modus bereits schon drei Stationen geloggt.

5. Ausbreitungsbedingungen
Als QRP Station ist man auf die Vorhersage des Funkwetter angewiesen. Da man mit 1000W Sendeleistung (oder mehr) und mit einem nassen «Wäschblätz» als Antenne den Hüpfer über den Atlantik praktisch zu jeder Zeit schafft, ist man in QRP auf gute Bedingungen angewiesen. Daher ist die Beobachtung der Ausbreitungsbedingungen angezeigt, wenn man ein besonderes Ziel verfolgt.

6. Die richtige Frequenz
QRP Funker (und auch SOTA Funker) verwenden meistens die für QRP Betrieb vorgesehenen Frequenzen.

 

Und nicht zu vernachlässigen ist die Freude und Begeisterung am Eigenbau von QRP Geräten, welche in zahlreichen Formen als Bausatz angeboten werden oder man selbst etwas entwickelt.

Ich wünsche allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Freude am gemeinsamen Hobby.

72/73 de Matthias, HB9TPN
(72 ist der Gruss der QRP-Funker)

 

FD2021 3